Presseinfo „Paris 42“

Ein ungewöhnliches, bewegendes Theaterprojekt einer Quedlinburger Schulklasse zieht derzeit immer weitere Kreise.

Das Theaterstück „Paris 42“ behandelt das Schicksal von Juden in Frankreich 1942, insbesondere das von Bernard Nusbaum – einem der wenigen Überlebenden. Quedlinburger Schüler haben das Stück selbst entwickelt, nachdem sie das das Thema im Französisch Unterricht bei Frau Boudras am GutsMuths Gymnasium besprochen haben. Sie haben dafür selbständig Kontakt mit Herrn Nusbaum aufgenommen. Dessen sehnlicher Wunsch war es daraufhin, das Stück live in französischer Sprache erleben zu können. Er lud die Schülerinnen und Schüler nach Yerres ein. Dort wurde „Paris42“ im Dezember 2022 im Theater 3-mal aufgeführt. Die Jugendlichen berührten ihn zutiefst und er beschloss, für einen Gegenbesuch das erste Mal in seinem Leben nach Deutschland zu kommen. Er wird dabei von seiner Frau, vom Bürgermeister der Stadt Yerres und von 2 weiteren Mitarbeitern der Stadt begleitet. Zudem werden 2 französische Jugendliche dabei sein, die ihre Erlebnisse in Quedlinburg als Multiplikator an die Stadt Yerres weitergeben sollen. Am 29.05.23 (Pfingstmontag) wird das Stück in Kooperation mit dem Chor des GutsMuths Gymnasiums und mit einer Kunstausstellung von Oberstufenschülern im Theater in Quedlinburg aufgeführt. Geplant ist jeweils eine Vorstellung in französischer Sprache (15 Uhr) und eine Vorstellung in deutscher Sprache (18 Uhr).

Dieser zentrale Teil des Projekts wird bereits durch eine Förderung der „Partnerschaft für Demokratie der Welterbestadt Quedlinburg“ in Höhe von 3800€ ermöglicht.

 

 

Doch in den letzten Wochen hat sich weiteres ergeben. Eine neue Initiative möchte am 29.5. ein begleitendes Info-Fest für die Gäste und alle Interessierten in der Bühne 7 ausrichten. Bisher beteiligt sind: Schule ohne Rassismus, Jugendforum, Reichenstraße eV, die Initiative Jüdischer Friedhof und die Städtepartnerschaft Quedlinburg Aulnoye-Aymeries. Die Bühne 7 samt Hof soll rund um Theateraufführungen Ort der Begegnung für aus ganz Sachsen-Anhalt erwartete Schülergruppen und weitere Gäste werden. Für den Abend ist neben einem kurzen formellen Teil eine gemeinsame Feier mit Live Musik geplant. Dafür werden aktuell noch Förderer gesucht.

Weitere Unterprojekte (z.B. die Erstellung eines Booklets zum Projekt „Paris 42“ durch deutsche und französische Jugendliche) sind zurzeit in Vorbereitung.

Die Welterbestadt Quedlinburg, die Landeszentrale für politische Bildung, das Institut français in Sachsen-Anhalt, das Institut der Romanistik der Universität Halle und „memoirescroisees“ werden das Gesamtprojekt inhaltlich unterstützen. Weitere Partner sind willkommen.

 

Geschichtlicher Hintergrund

Paris, 16. Juli 1942. In nur einer Nacht werden in Paris 12884 Juden inhaftiert, 3031 Männer, 5802 Frauen und 4051 Kinder. Mit Autobussen werden sie, begleitet von französischen Polizisten nach Drancy bzw. die Familien in die Radrennbahn „Vélodrôme d’Hiver“ gebracht. Dort verbrachten 7000 von ihnen, unter menschenunwürdigen Bedingungen, die Zeit bis zur Deportation nach Auschwitz. Nur 2% überlebten, keines der Kinder kam jemals zurück nach Paris. Wie durch ein Wunder konnte eine junge Mutter, Ida Nusbaum, mit ihrem 4 Jahre alten Sohn Bernard der Hölle des „Vel d’Hiv“ entkommen.

Unter dem Titel "Die Kinder von Paris" sind die damaligen Ereignisse auch schon verfilmt worden.